Urlaubsguru: Vom Reiseblog zum Erfolgsunternehmen

Fünf erfolgreiche Schnäppchen-Portale in elf Nationen und mehr als 180 Mitarbeiter. Was Daniel Krahn und Daniel Marx mit Urlaubsguru in gerade mal fünf Jahren geschafft haben, davon können die meisten Startups nur träumen.

„Wenn uns damals jemand gesagt hätte, wo wir heute stehen, dann hätten wir ihn ausgelacht“, sagt Daniel Krahn schmunzelnd.

Urlaubsguru ist die Startup-Erfolgsgeschichte im Ruhrgebiet. Nicht nur, weil die UNIQ GmbH, wie das Unternehmen inzwischen heißt, ein erfolgreiches Online-Portal nach dem anderen an den Start bringt, sondern auch, weil „die beiden Daniels“ trotz des rasanten Wachstums ihres Unternehmens immer noch zwei Jungs aus dem Pott sind, die gar nicht daran denken, das Ruhrgebiet zu verlassen.

Warum auch? Für Reisen in die weite Welt, zu Terminen, Konferenzen und Preisverleihungen liegt der Dortmunder Flughafen direkt vor der Tür. Und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Unmittelbar gegenüber des Flughafens in Holzwickede hat die UNIQ GmbH ihren Firmensitz: 1600 m² verteilt über drei Etagen. Auch im Nebengebäude hat sich das stetig wachsende Team schon ausgebreitet.

„Das Projekt hat von Anfang an eine Eigendynamik entwickelt, mit der wir so gar nicht gerechnet haben“

Daniel Krahn, Co-Founder Urlaubsguru

Doch wie haben die beiden Daniels das geschafft? Wie konnte aus einem kleinen Schnäppchenblog für Urlaubsreisen ein Unternehmen mit 180 Mitarbeitern werden? „Das ganze Projekt hat von Anfang an eine Eigendynamik entwickelt, mit der wir so gar nicht gerechnet haben“, sagt Daniel Krahn.

Die Idee zu ihrem Schnäppchen-Portal heckten die beiden langjährigen Schulfreunde im Sommer 2012 bei einem kühlen Bierchen auf dem Balkon aus. Zu der Zeit war ihre Leidenschaft für Reisen in ferne Länder zu Schnäppchenpreisen bereits über ihren Freundeskreis hinaus bekannt.

„Wir sind in der ganzen Welt herumgereist, ob nach Asien, Mittelamerika oder in die USA. Da haben sich viele unserer Freunde gefragt, wie wir das machen“, erzählt Daniel Krahn und macht aus der Antwort auch kein Geheimnis: „Man muss im Internet nur die Augen offen halten und wissen, wo man wann sucht.“

Doch nicht jeder findet Gefallen daran, stundenlang im Internet nach tollen Reiseschnäppchen zu suchen. „Wir hatten einfach viel Spaß dabei, und es ist wirklich klasse, wenn man ein Angebot findet, bei dem man zum Beispiel für 60 Euro drei Tage nach Venedig fliegen kann, Hotel inklusive.“

So kam es immer häufiger vor, dass die beiden erst Freunden, später auch Freundesfreunden dabei halfen, günstig in den Urlaub zu reisen. „Da entstand dann schließlich die Idee, eine Online-Plattform zu gründen, auf der wir die Schnäppchen, die wir privat finden, gleich online stellen können.“

In den nötigen Skills, so einen Blog schnell aufzubauen – die Technik bereitzustellen und Content zu schaffen – ergänzten sich die beiden Kumpels perfekt. Arbeitete Daniel Krahn hauptberuflich bei einer Tageszeitung, verdiente Daniel Marx sein Geld als IT-Profi bei einem Bochumer Software-Unternehmen.

3 Tage Budapest für sechs Euro, 3333 Facebook-Fans und erste Mitarbeiter

Kaum war der Urlaubsguru online, ging es auch schon los. „Im Juli 2012 haben wir den Blog gestartet, im August gingen die ersten Deals online und im Dezember feierten wir schon 3333 Facebook-Fans”, schildert Daniel Krahn die rasante Startphase.

Ein echter Knaller-Deal verschaffte den beiden Daniels erste große Aufmerksamkeit in den Medien: Im Januar 2013 nämlich stellte der Urlaubsguru seinen Lesern eine Möglichkeit vor, drei Tage Budapest für sechs Euro zu buchen – inklusive Flüge und Hotel. „Alles legitim und ohne versteckte Kosten“, betont Daniel Krahn.

Den Urlaubsguru von der heimischen Couch aus zu bespielen, war schon bald nicht mehr möglich. „Es kamen immer mehr individuelle Anfragen von unseren Lesern.“ Die beiden Gründer mieteten ein Büro in ihrer Heimatstadt Unna und stellten die ersten Mini-Jobber ein, die sie bei der Schnäppchensuche und bei den Kundenanfragen unterstützen sollten.

Inzwischen tummeln sich täglich tausende Besucher auf der Seite. Zeit und Muße, einen Businessplan für ihr Unternehmen zu schreiben, hatten die beiden Daniels nicht. Auch von Affiliate-Marketing als Geschäftsmodell für ihren Blog wussten sie zunächst nur wenig. „Wir sind einfach mit den Aufgaben gewachsen, die der Urlaubsguru uns vor die Füße warf.”

Im März 2013 geht mit Schnäppchenfee das zweite Online-Portal an den Start. Beide Blogs machen bald so viel Umsatz, dass sich Daniel Krahn entschließt, seinen Job zu kündigen und Vollzeit-Unternehmer zu werden.

Der große Durchbruch gelingt dem Startup am 15. Juli 2013. An diesem denkwürdigen Tag strahlt RTL EXTRA einen Beitrag über den Urlaubsguru aus. „Ab dann war nichts mehr wie es war.“ Die Zahl der Fans, die Anfragen und die Buchungen explodieren regelrecht. Jetzt ist es auch für Daniel Marx an der Zeit, sein Angestellten-Dasein aufzugeben und hauptberuflicher Urlaubsguru zu werden.

Von 84 m² in Unna auf 1600 m² am Dortmunder Flughafen

In dieser Zeit erreichen Urlaubsguru schon täglich Reiseanfragen im dreistelligen Bereich. Schnell gehen auch die ersten internationalen Internetauftritte des Portals an den Start, zuerst in der Schweiz und in Österreich.

Mit Captain Kreuzfahrt bringen die Gründer ein weiteres Schnäppchenportal online. Das alles passiert im Jahr 2013. Inzwischen gehören mehr als 30 Mitarbeiter zum Team. Das 84 m²-Büro platzt aus allen Nähten.

Doch der ideale Standort für den stetig wachsenden Urlaubsguru ist schon in Sichtweite. Im Nachbarörtchen Holzwickede entsteht direkt gegenüber des Dortmunder Flughafens ein neues Bürogebäude. Dort mieten die Urlaubsgurus zunächst ein 400 m²-Großraumbüro.

Es dauert nicht lange, da müssen zwei weitere Etagen in gleicher Größe dazugemietet werden. Zu der wachsenden Medienpräsenz beginnen die beiden Daniels nun auch Preise einzuheimsen: Vom TV-Newcomer des Jahres 2014 von deutsche-startups.de über den Gründerpreis NRW bis hin zum Bürger des Ruhrgebiets.

Der neue Standort in Holzwickede nahe des Flughafens (Foto: UNIQ GmbH)

Mit mein-haustier.de und prinz-sportlich.de starten sie weitere Online-Portale. Aber auch offline wird das Unternehmen aktiv.

Gezwungenermaßen sozusagen, denn immer mehr reisebegeisterte Schnäppchensucher, besonders die der internetfernen Generation, besuchen die Urlaubsgurus in ihrem Büro und lassen sich beraten. Im April 2017 eröffnen die beiden Daniels deshalb ihren ersten Urlaubsguru-Store als Testprojekt.

Schnell steht fest: Bei dem einen wird es nicht bleiben. Doch nicht nur online und offline beschreiten die beiden Gründer neue Wege. Um ihr Unternehmen auch in Zukunft erfolgreich weiterzuführen, arbeiten sie an der Neuausrichtung ihres Geschäftsmodells, weg vom Affiliate-Marketing hin zur eigenen Buchungsstrecke.

Auch wenn es die beiden Daniels als Gründer und Geschäftsführer sind, die wegen des Erfolgs ihres Startups im Rampenlicht stehen, betonen beide immer wieder, dass diese Entwicklung nie ohne das Team dahinter möglich gewesen wäre.

Um gute Mitarbeiter anzulocken und im Unternehmen zu halten, scheuen die beiden Chefs keine Kosten und Mühen. Schon früh sorgten sie mit der Anstellung eines Feelgood-Managers für Aufsehen in den Medien und in der Unternehmerwelt. Genauso mit der Ausschreibung für das „Praktikum deines Lebens“, für das sie 2015 eine Praktikantin auf Weltreise schickten, um Reiseziele für Urlaubsguru zu testen.

Erst im September 2017 belohnten die beiden Gründer ihr komplettes Team mit einer ganz besonderen Aktion: Mit mehr als 160 ihrer Mitarbeiter machten sich die beiden auf einen gemeinsamen „Betriebsausflug“ nach Las Vegas. Die große Kunst des Teambuildings beherrschen die zwei Jungunternehmer perfekt.

Dabei hatten sie kaum Vorerfahrung in Mitarbeiterführung, geschweige denn darin, ein Team dieser Größe aufzubauen und zu organisieren. Wie haben sie das gemacht?

Daniel Krahn und Daniel Marx im Interview: Wie man erfolgreich ein Team mit 180 Mitarbeitern führt

Das UNIQ-Team (Foto: UNIQ GmbH)

Wann habt Ihr damit begonnen, Verantwortung an Mitarbeiter abzugeben und aus dem Zwei-Mann-Betrieb ein Unternehmen entstehen zu lassen?

Daniel Krahn: Als wir gemerkt haben, dass es zeitlich nicht mehr hinhaut, alle Aufgaben selbst zu erledigen. Dabei war der Schritt, die Aufgaben einem Mitarbeiter zu übergeben, den man vielleicht noch nicht so lange kennt, anfangs für uns schon schwer. Das ist heute manchmal noch so. Definitiv ein Punkt, an dem wir immer noch arbeiten müssen.

Welche Aufgaben habt Ihr als erstes abgegeben?

Daniel Marx: Zuerst hauptsächlich Redakteursarbeit. Danach hatten wir auch jemanden, der sich auf die Schnäppchensuche spezialisiert hat. Unsere Aufgabe war dann hauptsächlich, uns ums Partner-Management zu kümmern, bis wir auch dort merkten, dass es immer mehr wurde und wir auch hier Unterstützung brauchten.

Ihr habt also vor allem immer dann Verantwortung abgegeben, wenn etwas für Euch allein zu viel wurde oder es neue Aufgaben gab?

Daniel Marx: Ja, das kann man so sagen. Parallel dazu haben sich auch weitere Strukturen entwickelt, als wir feststellen mussten, dass wir es manchmal sind, die das Team verlangsamen.

Wie hat sich das bemerkbar gemacht?

Daniel Krahn: Indem Leute aus unserem Team bei einer Entscheidungsfrage auf unser Ja oder Nein warten mussten, während wir beispielsweise gerade in einem 90-Minuten-Meeting saßen.

Da war ganz klar, dass wir in solchen Situationen Verantwortung abgeben müssen, um die Abläufe im Unternehmen nicht zu verlangsamen. Das ist schließlich einer der großen Vorteile, den wir als Startup gegenüber großen Firmen haben: dass wir Entscheidungen schneller und effizienter treffen und umsetzen können.

Wann kam für Euch der Zeitpunkt, Hierarchien einzuführen?

Daniel Marx: Wenn du weißt, dass du einen Meeting-Plan hast, der von morgens bis abends gefüllt ist, du zwar den guten Willen besitzt, dich mit jedem Mitarbeiter einmal in der Woche an den Tisch zu setzen, dir dann aber klar wird, dass du zu nichts mehr kommst. Also wirklich zu gar nichts mehr. Vor allem nicht zur Vor- oder Nachbereitung dieser Meetings.

Daniel Krahn: Das war sozusagen die Geburtsstunde der Abteilungsleiter. Was wir auch integriert haben, ist einen dritten Mann neben uns in der Hierarchie. Offiziell heißt er Assistenz der Geschäftsführung, inoffiziell: der dritte Mann. Wenn wir also gerade nicht greifbar sind, jemand aus dem Team aber eine Entscheidung benötigt, geht er zu ihm. Das ist wirklich Gold wert.

Mit Eurem Betriebsausflug nach Las Vegas oder der Einführung eines Feelgood-Managements spiegelt Ihr eine ganz bestimmte Unternehmenskultur nach außen. Wie kam es dazu?

Daniel Krahn: Das Erfolgsrezept unseres Unternehmens waren ja die sensationell guten Reise-Deals. Die haben wir nicht irgendwo kopiert, wir hatten auch keinen Algorithmus oder irgendein Tool. Das war unser Know-how und das unserer Mitarbeiter.

Von daher wussten wir sofort: Wir haben keine Maschine, die wir regelmäßig warten und ölen müssen, sondern wir haben hier Menschen sitzen. Und wenn die von heute auf morgen keinen Bock mehr auf uns haben, haben wir ein generelles Problem mit der Firma.

Deswegen war es uns schon aus dieser Sicht sehr, sehr wichtig, dass wir Leute haben, denen es Spaß macht, hier zu arbeiten. Das war das eine.

Das andere war eine Reise ins Silicon Valley, die uns noch mal zusätzlich die Augen geöffnet hat. Die Unternehmen dort tun sehr viel für ihre Mitarbeiter, nicht nur bei Google und Facebook, auch bei kleineren Unternehmen.

Die Mitarbeiter stehen dort sehr im Vordergrund. Für uns war schnell klar, dass die Unternehmen dort uns das genauso vormachen, wie wir das selbst gern in unserem Unternehmen hätten und wie wir es uns eigentlich auch schon immer vorgestellt haben.

Das wurde besonders dann wichtig, als wir uns von unserem kleinen Büro in Unna hier auf 400 m² vergrößert haben. Mittlerweile sind wir ja sogar über mehrere Etagen und Häuser verteilt. Uns war immer wichtig, es zu schaffen, dieses familiäre Feeling irgendwie beizubehalten.

Daniel Marx: Wir waren ja auch mal Angestellte und sind über gewisse Dinge gestolpert, die wir gut fanden oder die uns störten.

Jetzt als Unternehmer versuchen wir deshalb immer, uns in die andere Seite hineinzuversetzen und uns zu fragen, was die Belegschaft gerade von den Dingen hier im Unternehmen hält oder wie sie Neuerungen aufnimmt.

Uns ist es wichtig, den Arbeitstag für unsere Leute, die sehr hart und konzentriert am Erfolg unseres Unternehmens mitarbeiten, so angenehm wie möglich zu gestalten.

Daniel Krahn: Was wir parallel dazu schon in Vorstellungsgesprächen zur Sprache bringen, ist, dass wir sehr offen sind, was die Entwicklung eines Mitarbeiters in unserem Unternehmen angeht.

Zum Beispiel haben wir einen ausgebildeten Buchhalter in unserem Team, der aber lieber redaktionell arbeiten wollte. Er ist jetzt Redakteur und schreibt für Prinz-Sportlich Deals, obwohl er eine buchhalterische Ausbildung hat. Er kann also jetzt das machen, was er schon immer machen wollte.

Auch wenn er die Ausbildung nicht hat, macht er bei uns einen super Job und ist vor allem top motiviert und loyal dem Unternehmen gegenüber. Das sind solche Erfolgsgeschichten, die wir mit unserem Unternehmen schreiben wollen.

Welche Werte sind Euch besonders wichtig?

Daniel Marx: Zum einen ist uns sehr wichtig, dass uns unsere Mitarbeiter offen die Meinung sagen. Das heißt, wenn jemand Probleme hat oder ihm etwas nicht passt, soll er zu uns kommen und mit uns darüber reden.

Wir versuchen immer sehr offen und direkt zu kommunizieren. Zum anderen wollen wir, wie gerade schon angesprochen, dass unsere Mitarbeiter hier ihre Berufung finden und ihre Geschichte mit uns schreiben wollen.

Egal welche Position die Leute hier bekleiden, sie sollen sich als Teil des Ganzen fühlen und Spaß daran haben, tagtäglich gemeinsam Ziele zu erreichen. Und das natürlich in dem bestmöglichen Umfeld.

Tipps von Daniel Krahn und Daniel Marx:

Daniel Krahn: Wenn man als Gründer ein Produkt hat, von dem man hundertprozentig überzeugt ist, sollte man mehr die Chancen sehen, als die Risiken. Man kann sich immer wieder die Pros und Contras vor Augen führen. Aber irgendwann sollte man klar sagen: Okay, ich riskiere das jetzt. Ich starte damit.

Daniel Marx: Wenn man dann gestartet ist, sollte man sich fokussieren und sich und sein Produkt immer wieder kritisch hinterfragen. Lieber ein noch nicht perfektes Produkt weiterentwickeln und verbessern, als ständig etwas Neues anzufangen.


Update: November 2017

Dieser Beitrag erschien zuerst in RuhrGründer – Der Guide für Gründer und Startups im Ruhrgebiet.

Geschrieben von
carmen
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Geschrieben von carmen