NaturBar: „Wir möchten unverpacktes Einkaufen für jeden ermöglichen“
Um unverpacktes Einkaufen in den Alltag zu integrieren, hat ein Studenten-Team der Ruhr-Uni Bochum das Zero-Waste-Startup „NaturBar“ gegründet.
Im Interview erzählt Co-Founderin Anastasia Heidorn mehr zu der Idee und wie sie entstanden ist und welchen Impact der Zero-Waste-Lifestyle auf Unternehmen und Leben des Studenten-Teams hat.
Hallo Anastasia, welche Idee steckt hinter „NaturBar“?
Wir möchten unverpacktes Einkaufen für jeden ermöglichen.
Man kennt ja bereits die Unverpackt-Läden und wir finden dieses ganze Konzept von „Zero-Waste“ natürlich großartig, allein schon die ganze Lebenseinstellung dahinter.
[mks_pullquote align=“left“ width=“300″ size=“24″ bg_color=“#1ebfbf“ txt_color=“#ffffff“]“Vielleicht können wir den Zero-Waste-Lifestyle so sogar massentauglich machen.“[/mks_pullquote]Aber wir merken halt auch, dass es nicht für jeden was ist und vor allem, dass es letztlich doch sehr schwer in den Alltag einzubinden ist.
Gerade als Studenten mit wenig Geld und wenig Zeit hat man dann vielleicht doch keine Lust, extra in den Unverpackt-Laden zu radeln, um sich Nudeln und Reis zu holen.
Deshalb wollen wir das Unverpackt-Konzept in bereits bestehende Bio-Supermärkte bringen.
Dahinter steckt ein ganzes Konzept, welches es ermöglicht, unverpackt Trockenprodukte anzubieten und Beutel bereitzustellen, welche nachhaltig und durchsichtig sind, damit man an der Kasse direkt sieht was man kaufen möchte. Das dient der Schnelligkeit des Einkaufs und wir gehen fest davon aus, dass wir so nochmal eine ganz andere Kundschaft erreichen können.
Vielleicht können wir den Zero-Waste-Lifestyle so sogar massentauglich machen.
Wie ist die Idee entstanden?
Die Idee entstand vor ein einhalb Jahren als Projekt des Vereins „Enactus RUB e.V.„. Damals wollten wir noch selber einen Unverpackt-Laden aufmachen, mussten dann aber feststellen, dass das ein bisschen ambitioniert war für noch unerfahrene Studenten. Außerdem wollten wir auch dafür sorgen, dass auch andere Kunden von diesem Konzept angesprochen werden, als die bekannten Unverpackt-Kunden.
[mks_pullquote align=“right“ width=“300″ size=“24″ bg_color=“#e88030″ txt_color=“#ffffff“]“Wenn das Projekt gut läuft, geben wir es an Menschen ab, denen vielleicht genau diese Form der Selbstständigkeit fehlt.“[/mks_pullquote]Enactus hat uns dann geholfen, die richtigen Anprechpartner zu finden und sie stellten uns auch Mittel bereit, um erste Modelle von den Beuteln herzustellen. Auch kam durch Enactus nochmal ein ganz anderer Nachhaltigkeitsgedanke, der das Projekt nach vorne brachte: Der sozial-nachhaltige Aspekt.
Unsere Beutel werden nämlich in Behindertenwerkstätten vor Ort hergestellt und wenn das Projekt so weit ist, dass alles gut läuft, geben wir es auch ab, an Menschen, denen vielleicht genau diese Form der Selbstständigkeit fehlt.
Wir denken da an Geflüchtete, die alles materielle verloren haben, aber ihr unternehmerisches Wissen behielten, sodass sie unser Unternehmen weiterführen könnten.
Damit entstand das Projekt eben aus einem rein ehrenamtlichen Gedanken: Wir helfen der Umwelt und der Gesellschaft, dafür bekommen wir das Wissen und die Kontakte, um selber dazu in der Lage zu sein, mal ein Unternehmen zu gründen oder zumindest um einfach diese Erfahrung zu machen.
Wer sind Eure Kunden und wie wollt Ihr mit Eurer Idee Geld verdienen?
Unsere Kunden sind Studenten wie wir, Groß- und Kleinfamilien aber auch eigentlich jeder der in einem Bio-Supermarkt gerne einkauft.
Und wie wir Geld verdienen ist glaub ich selbsterklärend: Wir lassen die Beutel lokal herstellen, verkaufen diese an die Supermärkte weiter.
Wir würden uns auch um den Einkauf der Trockenprodukte kümmern, das hängt dann aber ein wenig von der Abmachung mit dem Supermarkt ab.
Das Unverpackt-Regal im Supermarkt stellen wir ebenfalls selbst zur Verfügung. Im Grunde funktioniert das Vorhaben nach dem Modell eines klassischen Shop-in-Shop Prinzips.
Wie seid Ihr an das Thema „Gründung“ herangegangen und wo holt Ihr Euch Unterstützung?
Einige unserer Mitglieder studieren BWL, daher war das Thema nicht ganz fremd für uns. Ich selbst studiere Jura und Steffen z.B. studiert Physik.
Aber man glaubt gar nicht, was man für komische Probleme manchmal haben kann, wenn man dabei ist, die Idee zu konzipieren. Z.B. mussten wir uns mal die Einnahmen pro Quadratmeter bei einem Unverpackt-Regal (befüllt) in einem Supermarkt errechnen und das mit den normalen Einnahmen vergleichen. Da fiel alles an Wissen zusammen.
Wir liegen mit unseren Einnahmen übrigens drüber, weil wir die Luft und den Platz zwischen den verpackten Produkten noch füllen könnten, wenn man die Bulk-Bins, also die Röhren in denen die Trockenprodukte gelagert werden, ganz eng aneinander stellt.
Wir werden natürlich immer noch stark von Enactus unterstützt und sind dafür auch sehr dankbar, vor allem für das Wissen, welches sie uns weitergeben.
Seit neuestem haben wir auch die Sport-Artikel-Firma „Skandika“ die uns finanziell unterstützen.
Auch haben wir ein Crowdfunding-Konto. Da sind wir für jede Spende sehr dankbar. Für uns heißt das auch, dass die Leute unsere Idee mögen. Das gibt uns viel Sicherheit.
Wer gehört zum Gründer-Team und wie seid Ihr zusammengekommen?
Ganz am Anfang war es noch ein recht kleines Projekt von Enactus RUB und eigentlich muss man sagen, dass wir die Idee von „Zero-Waste“ nur übernommen haben.

Die Konzeption des Regals und die Idee mit den Beuteln kam von Steffen Schüttler, Marie Heilliger, die aber aus zeitlichen Gründen ausgestiegen ist, und mir. Zusammengekommen sind wir durch Enactus RUB zusammengekommen, weil wir uns alle sehr für Start-Up-Gründung interessieren.
Inzwischen sind noch Alsu Iusupova, Miriam Auert, Stefanie Hanzelmann, Marie Lindemann und Amanda Culver mit ins Team eingestiegen.
Wie finanziert Ihr Euch am Anfang?
Ganz am Anfang bekamen wir noch Unterstützung von Enactus RUB, mittlerweile finanzieren wir uns aber über Spenden von Externen und hoffentlich können wir schon bald unsere ersten Beutel verkaufen.
Wie geht Ihr an den Vertrieb heran?
Das ist eigentlich die größte Hürde. Wir suchen immer noch einen Bio-Supermarkt, der für diese Idee offen ist und das eventuelle Risiko eingehen möchte.
Dabei wäre das Risiko gar nicht so groß, wenn man z.B. mal einen Testlauf macht und für ein paar Wochen das von uns gestellte Regal mit ein paar Trockenprodukten und den wiederverwertbaren Beuteln dort anbietet.
Dann könnte man mal gucken, wie diese neue Verkaufsart so bei den Kunden ankommt. Aber ja, wir sind leider immer noch auf der Suche.
Wo steht Ihr gerade und was sind Eure nächsten Meilensteine?
Gerade lassen wir die ersten durchsichtigen, wiederverwertbaren Beutel produzieren und schon bald ist auch unser Unverpackt-Regal fertig gebaut.
Dann müssen wir nur noch einen Supermarkt finden, der uns bei sich rein lässt.
Wie arbeitet Ihr im Team zusammen, welche Tools nutzt Ihr dabei?
[mks_pullquote align=“right“ width=“300″ size=“24″ bg_color=“#35c128″ txt_color=“#ffffff“]“Man muss das, was man verkauft, auch selbst leben, sonst kann das ganze vorhaben nicht funktionieren.“[/mks_pullquote]Wir treffen uns ein Mal wöchentlich in der Uni und besprechen die aktuellen Aufgaben. Ansonsten nutzen wir „Microsoft Teams“ zur Kommunikation. Wir haben aber gemerkt, dass persönliche Treffen am sinnvollsten sind.
Euer wichtigstes Learning als Gründer bisher?
Wir haben gemerkt, dass es vor allem darauf ankommt, den Zero-Waste-Lifestyle auch selbst zu leben. Man muss das, was man verkauft, auch selbst leben, sonst kann das ganze vorhaben nicht funktionieren.
Damit haben wir dabei nicht nur gelernt, wie man selbstbewusst ein Unternehmen aufbaut, sondern auch gemerkt, wie man selber im Alltag auf unnötigen Müll verzichten kann. Dazu zählen wir auch geistigen Müll.
Der Minimalismus in der eigenen Lebensweise führt, wie auch zahlreiche Vertreter dieser Bewegung nur bestätigen können, zu mehr Reichtum in der Wahrnehmung des Lebens. Man lernt, sich besser für das wesentliche zu konzentrieren. Das ist sehr inspirierend.