Rückblick Gründerforum NRW: Gibt noch viel zu tun in Sachen Gründungskultur
Es gibt noch massig viel zu tun in Sachen Gründungskultur in NRW und dem Ruhrgebiet, auch wenn es bereits gute Ansätze gibt, was die Kooperation zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik angeht. So kann man die Diskussionen des diesjährigen Gründerforums NRW in der vergangenen Woche in Dortmund wohl zusammenfassen, das mit Gästen wie den Vorstandschefs von Evonik und RWE hochkarätig besetzt war.
Nach dem Auftakt im vergangenen Jahr in Bochum hatte der Initiativkreis Ruhr als Initiator der Veranstaltung diesmal nach Dortmund an die Technische Universität eingeladen, um mit Gästen aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft zum Thema „Made in Germany: Wie wir vom Land der Erfinder zum Land der Gründer werden“ zu diskutieren, darunter gleich in der ersten Diskussionsrunde auch die Vorstandschefs von Evonik, Klaus Engel, und RWE, Peter Terium.
RWE als Plattform für innovative und marktfähige Ideen
Vor allem Peter Terium erklärte Innovation zur Chefsache bei RWE. „Wir wollen eine Art Plattform sein für marktfähige Ideen“, sagte er in der Runde. Und Evonik-Chef Klaus Engel, der für den Initiativkreis derzeit als Moderator auftritt, kündigte gleich zwei Initiativen an, die Gründerkultur in der Region zu stärken. Zum einen mit dem in Kürze startenden Programm „Smart am Start“, in dem Mitglieder des Initiativkreises jungen Firmengründern oder Gründungsinteressierten aus technologie- oder wissensbasierten Geschäftsideen mit ihrem Wissen und ihren Kontakten unter die Arme greifen wollen. Mehr als 40 Unternehmen hätten bereits zugesagt, mit Führungsspitzen ihrer Unternehmen teilzunehmen. Zum Initiativkreis gehören neben RWE und Evonik als Ruhrkonzerne wie Thyssen Krupp oder Unternehmen wie
Als zweite Initiative kündigte Engel einen Gründerfonds der Initiativkreis-Mitglieder und der NRW Bank an, der vor allem in die Region fließen soll. Zwar investieren Ruhrkonzerne bereits in innovative Startups, doch die Region Rhein Ruhr bleibt dabei in der Regel außen vor.
Wagniskapital in Deutschland Mangelware
Investition in Startups war ein weiteres großes Thema auf der Konferenz. Vor allem an Privatinvestoren mangelt es nicht nur in NRW, sondern in ganz Deutschland. Wie die schwierig sich die Suche nach Fremdkapital aus Gründersicht gestaltet, schilderte sehr anschaulich Ayoxxa Mitgründer und Geschäftsführer Andreas Schmidt in seinem Vortrag. Wo in den USA wenige Investoren mit wesentlich höheren Beträgen in ein Startup investieren, musste sich Ayoxxa das benötigte Kapital von vielen verschiedenen Investoren, Banken und Fonds zusammenakquirieren.
Wagniskapital ist in Deutschland nicht nur Mangelware, sondern Kapitalgeber investieren auch wesentlich geringere Beträge. Das macht es besonders Startups in der Wachstumsfinanzierung schwer.
Wer trotzdem wachsen will, um international wettbewerbsfähig zu sein, versucht sich Geld von ausländischen Investoren zu holen. So hat es das Dortmunder Tech-Startup RapidMiner gemacht, wie Mitgründer Ralf Klinkenberg in einer späteren Runde erzählt. Was eine Investition von ausländischen Investoren allerdings oft mit sich bringt, ist gleich auch die Abwanderung des Startups ins Ausland. Denn Investoren mögen es lieber, wenn eine gewisse räumliche Nähe zum Unternehmen besteht, in das sie investiert haben.
Ayoxxa und RapidMiner führen deshalb auch Dependancen im Ausland, halten ihre Stammsitzen allerdings in NRW. Denn die Region hat eben auch ihre unschlagbaren Vorteile, vor allem der direkte Marktzugang zu Kunden aus der Industrie.
Chancen für innovative Industrie-Produkte
Kein Wunder also, dass das Plenum in einer der Abstimmungsrunden in Produkten für die Industrie und Zulieferung die größte Chance für die Region sieht, hier mit innovativen Startups zu punkten. Doch die Industrie der Zukunft, heute gern als Industrie 4.0 bezeichnet, ist eben nicht mehr zu vergleichen mit der traditionellen Industrie der alteingesessenen Unternehmen.
Deshalb kommen auch Konzerne wie Evonik oder RWE gar nicht drumherum, sich neuen Geschäftsmodellen und innovativen Technologien zu öffnen. „In zehn Jahren wird in der Industrie kein Stein mehr auf dem anderen stehen“, wurde in einer weiteren Runde prognostiziert. Stichwort hier natürlich das Thema “Digitalisierung”. Dass dieses Thema in etablierten Unternehmen oft noch unterschätzt wird, gibt Seriengründer und Investor Jochen Gutbrod mit der Frage zu bedenken: „In wievielen Vorständen sitzen Digitalisierungsexperten?“
Miteinander von Startups und etablierten Unternehmen
Das Miteinander und Aufeinanderzugehen von etablierten Unternehmen und innovativen Startups ist also wichtiger denn je – betrachtet man allein schon die Entwicklungen auf dem Automobilsektor mit den Innovationen von Tesla oder Apple, wie ein Teilnehmer aus dem Publikum zu bedenken gibt.
Fragen aus dem Publikum waren ursprünglich übrigens nicht vorgesehen, wurden nach Anregung aus dem Plenum aber gleich in der zweiten Diskussionsrunde mit aufgenommen. Dann ergaben sich auch die ein oder anderen kontroverseren Diskussionen. Die blieben wegen der doch eher homogenen Zusammensetzungen der einzelnen Runden vorwiegend aus.
Vielleicht gibt es ja im kommenden Jahr gemischtere Runden, wo Startups auf Konzernchefs treffen. Dann wird das Gründerforum in Zusammenarbeit mit der Uni Duisburg Essen veranstaltet. Bis dahin ist noch einiges zu tun in Sachen Gründungskultur im Ruhrgebiet und NRW.
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