Mein Gast in dieser Episode ist Martin Kiel vom Think Tank the black frame.
Martins Berufswunsch in den 80ern war es eigentlich, Förster zu werden. Doch weil die Wälder zu der Zeit schon totgesagt waren, wurde ihm geraten, lieber was anderes zu machen.
Deswegen fing er an, Biologie, Germanistik, Philosophie, Archäologie und Kunstgeschichte an der Ruhr-Uni Bochum zu studieren. 1995 promovierte er über den Roman von Christoph Ransmayr „Die letzte Welt“ und fing im gleichen Jahr an, für Douglas zu arbeiten.
Dort war er lange Jahre Geschäftsführer, hat danach noch bei Thalia im Marketing und als Standortleiter der codecentric AG in Dortmund gearbeitet.
Seine Themen, mit denen er sich in seinen unterschiedlichen Positionen beschäftigt hat, waren vor allem Digitalisierung und Transformation.
Das macht er auch aktuell in seiner Rolle als wissenschaftlicher Direktor des Think Tanks the black frame mit Sitz in Dortmund. Da berät und begleitet er Unternehmen zu Innovation und Transformation.
Was er parallel zu seiner Arbeit in der Wirtschaft auch immer noch gemacht hat und macht, ist an unterschiedlichen Hochschulen in Deutschland und den USA zu lehren und forschen, aktuell zum Beispiel an der Universität der Künste Berlin.
An seinen Forschungsschwerpunkten sieht man ganz gut, wie eng Wissenschaft und Wirtschaft bei ihm verwoben sind. Da beschäftigt er sich nämlich mit kulturwissenschaftlicher Strategieentwicklung und Narration, digitaler Transformation, investigativer Ästhetik und Maker Thinking.
Und das ist es auch, was ich an Martins Ansatz oder an seiner Herangehensweise so spannend finde, nämlich dieses Wechselspiel oder auch die Verbindung von Wissenschaft und Ökonomie, von Reflexion und Praxis, von Denken und Machen.
Und genau vor dem Hintergrund hatte ich richtig Bock, mit Martin über Unternehmertum zu diskutieren und wie das so in Zukunft alles aussehen könnte.
Das machen wir in dieser Episode und sprechen außerdem noch über ein paar andere Dinge.
Key Takeaways vom Interview mit Martin Kiel von the black frame
- Dass er eine Bereitschaft bei vielen unterschiedlichen Unternehmen sieht, einen ganzheitlichen unternehmerischen Ansatz und Verantwortung zu übernehmen
- Der Unternehmer als soziale Plastik, der sichtbar ist in dem, was er tut oder nicht tut
- Warum in Deutschland Disruption nicht bzw. falsch verstanden wurde
- Dass Disruption bedeutet, sein Unternehmen weiterzudenken, weiterzubewegen
- Was hinter seinem Ansatz „Reflektierte Praxis“ oder „Mehr Theorie für die Praxis“ steckt
- Warum er über 20 Jahre bei Douglas gearbeitet hat
- Warum er klassiche Romane wie Faust oder Buddenbrooks als Businesslektüre gelesen hat
- Warum petrokapitaliste KPIs durch neue Messzahlen ersetzt werden sollten
- Sein aktuelles Interesse an Themen wie B Corporations, Gemeinwohlökonomie und einer menschenzentrierten Wirtschaft
- Wie es durch Spezialisierung und Outsourcing der ganzheitliche unternehmerische Ansatz ausgeblendet wurde und jetzt ein wieder ein Revival erlebt
- Warum es Zeit braucht, dass sich ein Umdenken im Mainstream etabliert
- Welche Rolle das Verlernen bei Changeprozessen spielt
- Ob es eine Stunde Null bei Unternehmen gibt, oder wie ein Unternehmen glaubhaft seinen Wandel erzählen kann
- Dass ganzheitliches und verantwortliches Unternehmertum im Einklang ist mit dem Grundgesetz