Pflegix bringt Helfer und Pflegebedürftige zusammen

Das Gründerteam von Pflegix
Das Pflegix-Gründerteam (v.l.): Andreas Helget, Patrick Schramowski, Tim Kahrmann (Foto: Pflegix)

Pflegix-Gründer Tim Kahrmann: „Das Allerhärteste haben wir hinter uns“

Dass er nicht nur Startups bei ihrer Entwicklung unterstützt und berät, sondern selbst seine Erfahrungen als Gründer macht, war quasi Grundvoraussetzung für Tim Kahrmann, als er seine Stelle als Geschäftsführer des Entrepreneurship Zentrums Witten antrat. Jetzt hat er zusammen mit einem Entwicklerteam das Onlineportal Pflegix gelauncht und ist damit bereits durch Höhen und Tiefen des Startuplebens marschiert.

Pflegix als Onlinemarktplatz für Pflegekräfte und Helfer

Mit der Onlineplattform Pflegix wollen Tim als Geschäftsführer und seine beiden Partner Andreas Helget und Patrick Schramowski Familien mit pflegebedürftigen Angehörigen die Suche nach Pflegekräften und Alltagshelfern in ihrer Umgebung erleichtern. Das Team reagiert damit auf eine wachsende Nachfrage nach flexiblen Dienstleistungen im häuslichen Umfeld: „Es gibt einfach immer mehr ältere Menschen, die zwar kleinere Hilfestellungen im Alltag benötigen, aber gern so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden leben möchten,“ sagt Tim.

Pflegix versteht sich dabei rein als Marktplatz, nicht als Dienstleister. Die auf der Plattform registrierten Helfer erbringen ihre Leistungen in selbständiger, gewerblicher Tätigkeit und werden von den Plattform-Betreibern in einem mehrstufigen Verfahren geprüft und einzeln ausgewählt.

Für die suchenden Angehörigen ist die Registrierung kostenlos. Kosten entstehen erst bei der erfolgreichen Vermittlung, bei der eine prozentuale Gebühr des Stundensatzes berechnet wird. Ein eigens entwickeltes Bewertungssystem mit Vertrauenspunkten soll Transparenz schaffen und die Auswahl erleichtern.

Niederschwelliges Angebot von stundenweiser Betreuung

„Wir denken mit Pflegix Lücken bei der Betreuung und Pflege älterer und gesundheitlich eingeschränkter Menschen schließen zu können. Unsere Helfer ermöglichen ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben, erleichtern den Alltag zu Hause und entlasten die Angehörigen“, erläutert der Geschäftsführer die Gründungsidee.

Das Schlüsselerlebnis dazu hatte Tim, als ein Familienmitglied pflegebedürftig wurde, während er im Ausland lebte. Da wurde ihm bewusst, wie schwierig es ist, die passende Unterstützung in der Nähe zu finden. Vor allem, wenn man online danach sucht. „Die Digitalisierung ist in diesem Sektor noch nicht wirklich angekommen“, sagt er. Die Lücke sieht Tim vor allem darin, für stundenweise Betreuung eine niederschwellige Lösung anzubieten.

Erste Schritte mit Betreuungsservice

Erste Erfahrungen im Betreuungs-Sektor sammelte Tim beim Mitaufbau des Betreuungsunternehmens NextCare, das sich auf die stundenweise Betreuung von Senioren spezialisiert hatte. Doch Gründer und Geschäftsführer Dennis Ortmann wechselte mit einem anderen Startup-Projekt nach Berlin.

Von der Dienstleistung zur Onlineplattform

Tim Kahrmann griff die Grundidee auf und entwickelt sie in eine andere Richtung weiter: „Ich komme aus dem Bereich Onlinemarketing, von daher war für mich der nächste Schritt, weg von einem Dienstleistungsangebot, hin zu der Entwicklung einer Online-Plattform, mit der man noch mehr Menschen erreichen kann.” Teampartner fand er in den beiden Softwareentwicklern Andreas Helget und Patrick Schramowski, die im EZW gerade ihre Agentur Leanamics gegründet hatten.

Im Büro von Pflegix wird die Plattform weiterentwickelt. (Foto: Pflegix)
Im ihrem Büro im EZW verfeinern Andreas und Patrick mit ihrem Team die Plattform. (Foto: Pflegix)

Parallel zur Plattformentwicklung bestand für Pflegix die Chance, die Idee als Förderprojekt zu realisieren. Doch nach vielen Wochen der Vorbereitung wurde der Antrag abgelehnt. „Das war ein ganz schöner Rückschlag“, sagt Tim. „Ein halbes Jahr haben wir an dem Förderantrag gearbeitet, und dann wird er einfach mit einem Einzeiler abgelehnt. Das war schon hart.“

Die beiden Seiten der Plattform beleben

Von ihrem Projekt abbringen ließ sich das Dreierteam deshalb aber nicht, sondern arbeiteten Konzept und Plattform sukzessive weiter aus. Um die Plattform mit Leben zu füllen, begannen sie damit, über verschiedene Online-Kanäle Pflegekräfte und Helfer anzusprechen und stießen schnell auf positive Resonanz. Mehr als 3.000 Helfer haben sich laut Angaben des Startups bereits in 14 Städten in NRW, Frankfurt und Hamburg registriert, darunter examinierte Pflegekräfte, Pflegehelfer, zertifizierte Seniorenbetreuer und Alltagsbegleiter, aber auch Haushalts- und Putzhilfen und Menschen, die anderen gern helfen.

Auch bei der anschließenden Ansprache der angehörigen Familien bekam das Team gutes Feedback. Mit minimalem Marketing, wie Tim sagt, gab es mehr als 200 Anfragen in den ersten Wochen nach dem Launch von Pflegix. Auch erste Buchungen wurden abgeschlossen. Dabei steht das Startup-Team gerade am Anfang in engem im Austausch mit den ersten Nutzern, um Feedback einzuholen und so die Plattform weiterzuentwickeln – vor allem in Sachen Nutzerfreundlichkeit.

Next Steps: Feintuning und Finanzierungsrunde

Die nächsten Schritte sieht Tim vor allem im Feintuning der Plattform. Außerdem stehe eine kleinere Finanzierungsrunde an, um das Portal in diesem Jahr deutschlandweit auszurollen.

Große Herausforderungen sieht Tim momentan nicht anstehen. „Das Allerhärteste haben wir hinter uns“, sagt er mit Rückblick auf den geplatzten Förderantrag. „Wir haben ein sehr gutes Team, wir haben eine Plattform, die funktioniert, und es gibt Investoren, die sich für uns interessieren. Ich glaube, die Feuertaufe haben wir bestanden.“

Geschrieben von
carmen
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2 Kommentare
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Geschrieben von carmen