Neuer Service für die Mittagspause: Co-Founder Deniz Caglayan über sein Startup Lunchio
Von Carmen Radeck
Für einigen Wirbel in der Presse sorgt gerade das Wittener Startup Lunchio. Das Gründerteam um Deniz Caglayan, Dennis Ortmann, Jan Christian Saupe und Sebastian Blautzik hat es sich mit ihrem Service zur Aufgabe gemacht, die Mittagspause für Geschäftsleute zu vereinfachen.
Im Interview mit Deniz erfahrt Ihr, wie die Idee entstanden ist, welche ersten Schritte das Team bei der Gründung gegangen ist, die wichtigsten Learnings und größten Herausforderungen bisher und was jetzt auf der to do-Liste von Lunchio steht.
Hallo Deniz, worum geht’s bei Lunchio?
Hi Carmen! Lunchio ist ein neuer Service für die Mittagspause. Mit uns können Berufstätige schnell und einfach ihr Mittagessen im Restaurant online vorbestellen, bargeldlos bezahlen und genießen so einen entspannten und leckeren Business-Lunch im Restaurant – komplett ohne Wartezeiten und in unter 30 Minuten.
Wo kann man Euren Service denn schon nutzen und was ist noch geplant?
Aktuell arbeiten wir bereits mit über 50 Partner-Restaurants in 10 Städten zusammen, täglich kommen neue dazu. Momentan liegt unser Fokus noch auf Nordrhein-Westfalen, wir planen aber, unseren Service bald deutschlandweit anzubieten.
Wie ist die Idee zu Lunchio entstanden?
Aus der eigenen Not! Im Studium hatten wir häufiger am Wochenende Seminare bei externen Dozenten und hatten dann oft nur 30 Minuten Mittagspause. Weil wir bei unserem Lieblingsitaliener immer so lange auf den Tisch, das Essen und am Ende noch die Rechnung warten mussten, kamen wir regelmäßig zu spät zurück ins Seminar. Eine Lösung musste her – und die Idee zu Lunchio war geboren.
Wie hat sich Euer Team zusammengefunden und welchen Background habt Ihr?
Jan, Dennis und ich haben zusammen Wirtschaftswissenschaften an der Universität Witten/Herdecke studiert und sind im gleichen Semester, Dennis und Jan wohnen sogar zusammen. Wir haben früher schon erfolgreich bei verschiedenen Projekten zusammen gearbeitet, sowohl im Studium als auch außerhalb der Uni. Sebastian haben wir über XING gefunden, als wir nach guten Programmierern aus der Region gesucht haben. Mit seinem Master-Studium in IT-Sicherheit an der RUB, seinen bisherigen Erfahrungen und Projekten sowie seiner Leidenschaft für gutes Essen und Restaurants war uns klar: das ist unser Mann!
Was waren für Euch die ersten Schritte bei Eurer Gründung, wo habt Ihr Euch die nötigen Infos und Beratung geholt?
Dennis hat vor Lunchio bereits in Startups gearbeitet und mit MateApps und NextCare selber zwei Unternehmen gegründet und dahingehend einiges an Erfahrung mitgebracht. Einige Aspekte der Unternehmensgründung hat man auch im Studium schon kennengelernt, vor allem in der Gründerwerkstatt der UW/H. Darüber hinaus werden wir vom Entrepreneurship Zentrum Witten (EZW) gefördert und haben da auch einiges an Unterstützung erhalten. Über unser Netzwerk haben wir dann zwei gute Anwälte gefunden, mit denen wir unseren Gesellschaftervertrag verfasst haben und schließlich eine UG gegründet.
Wie ist das mit der Finanzierung – was waren da Eure Überlegungen und wie finanziert Ihr Euch in der Startphase?
Wir haben Lunchio bis jetzt komplett gebootstrappt, also aus Eigenmitteln finanziert und schließen gerade unsere Seed-Investment-Runde ab.
Ihr habt Euch für die UG als Unternehmensform entschieden. Was waren die Gründe dafür?
In erster Linie das niedrige Stammkapital, die beschränkte Haftung und die schnelle Gründung. Der Kostenaufwand ist ebenfalls überschaubar. Zudem bietet sie eine gute Grundlage für die Umwandlung in eine GmbH.
Ihr bekommt Unterstützung vom EZW. Wie läuft da die Zusammenarbeit?
Wir waren eines der ersten Startups im EZW und haben die Gründungsphase noch aktiv miterlebt und gestaltet. In erster Linie stellt das EZW die nötige Infrastruktur, um an seinem Projekt zu arbeiten und es weiter zu entwickeln. Für uns war es ein extremer Vorteil, ein Gründerbüro direkt auf dem Campus der Uni zu haben. Bei uns war es tatsächlich so, dass wir aus dem Seminar kamen, einmal über den Parkplatz gelaufen sind und direkt im Büro saßen – ein wesentlich produktiveres Umfeld als jedes Home-Office oder Lehrräume in der Uni. Angefangen im Coworking Space mit zwei anderen Startups haben wir mittlerweile unser eigenes Büro im Forschungs- & Entwicklungszentrum (FEZ).
Darüber hinaus veranstaltet das EZW regelmäßig Workshops rund um das Leitbild „Lean Startup“, vermittelt Kontakte zu Unternehmen, Investoren, Business Angels, Medien, Anwälten oder Steuerberatern und stellt mit seinem Netzwerk aus erfolgreichen Gründern und UW/H-Alumni eine wichtige Anlaufstelle für Mentoring und Coaching für Startups. Dazu kommen regelmäßige Networking-Events, Hackathons oder Konferenzen.
Ihr habt ja schon weit vor dem Launch mit Marketing auf verschiedenen Social Media Kanälen gestartet. Was sind jetzt Eure wichtigsten Marketing-Maßnahmen, um Eure Kunden zu gewinnen?
Über Social Media erreichen wir nach wie vor viele unsere Nutzer und erhöhen unsere Reichweite, auch für potentielle Neukunden. Vor allem für Nutzerbindung und Markeninteraktion eignen sich soziale Netzwerke gut. Zudem bieten wir mit unserem Food Blog eine Plattform für relevanten Content rund um die Themen Mittagessen, Büroalltag, Restaurants und Rezeptideen.
Darüber hinaus sind wir aber auch stark im B2B-Marketing vertreten und sprechen Unternehmen und ihre Mitarbeiter direkt an, um sie von Lunchio zu begeistern. Viel passiert aber tatsächlich auch über Mund-zu-Mund Propaganda und natürlich die Presse. In den Restaurants selbst sind wir ebenfalls präsent.
Wichtig ist, den Nutzer davon zu überzeugen Lunchio zum ersten mal auszuprobieren, damit er den „Aha“-Effekt selbst erlebt und sieht, wie toll und praktisch ein Business-Lunch mit Lunchio sein kann.
Ist es schwierig, Gastronomen von Eurem Service zu überzeugen? Wie geht ihr da vor?
Wir haben in den letzten Monaten sehr viel recherchiert und die Restaurants identifiziert, die genau unseren Kriterien entsprechen und bei denen unser Konzept gut funktioniert. Die Gastronomen sehen natürlich auch die großen Vorteile der erhöhten Planbarkeit und einer optimierten Auslastung für ihren Mittagstisch.
Zudem bieten wir Ihnen die Möglichkeit, mit ihren aktuellen Tages, Mittags und Wochenkarten alle umliegenden Büros zu erreichen. Neben einer attraktiven Werbeplattform sorgen wir natürlich noch für einen höheren Umsatz, da wir mit unserem Service ein bisher verlorenes Kundensegment erreichen, dass ohne Lunchio keine Zeit für ein Essen im Restaurant hat.
Was waren die größten Herausforderungen, mit denen Ihr bisher zu tun hattet und wie geht Ihr mit solchen Situationen um?
Mit Lunchio haben wir ja tatsächlich Neuland betreten, es gab bislang noch keinen Anbieter für so eine spezifische Nachfrage und mit dieser klar definierten Zielgruppe. Wir mussten also erst mal genau analysieren, wie die einzelnen Prozesse sowohl auf seiten der Restaurants, als auch bei unseren Nutzern aussehen. Denn letztlich machen wir ja digitalisierte Prozessoptimierung für die Gastronomie, indem wir den Bestellprozess vom Restaurant zeitlich und räumlich entkoppeln und ihn so vereinfachen.
Das Komplexe war, einmal alle Szenarien zu identifizieren und zu analysieren. Da wir auch den Bezahlvorgang in Lunchio integriert haben, mussten wir auch hier erstmal nach der besten Lösung suchen, die für alle Seiten gut funktioniert. Und letztlich natürlich die Programmierung der Datenbank, der Website und die Konfiguration der Bondrucker von unserem Innovationspartner EPSON, mit dem die Restaurants die Bestellung empfangen.
Ein Unternehmen zu gründen ist immer eine Herausforderung. Ein Startup im Bereich Food/Technology/Gastronomie vielleicht noch mehr, vor allem weil gerade extrem viel Bewegung in dem Markt ist. Generell arbeiten wir als Team einfach gerne zusammen und ergänzen uns in unseren Stärken und Kompetenzen sehr gut. Und: wir haben tolle Mitarbeiter, die unser Vision teilen und jeden Tag mithelfen, Lunchio weiter wachsen zu lassen und unseren Nutzern eine fantastische Mittagspause zu ermöglichen.
Was sind Eure wichtigsten Learnings als Gründer bisher?
Dass gerade am Anfang der nächste Pivot meistens nicht weit entfernt ist, man viel mit Leuten über seine Idee sprechen muss und sich immer wieder Feedback einholt, sei es von erfahrenen Gründern oder von der Zielgruppe bzw. seinen Nutzern oder Kunden. Also im Grunde genau das, was das Lean Startup und Lean Management Konzept unter anderem ausmacht.
Wichtig ist aber vor allem, einfach Sachen zu machen und nicht ewig an Konzepten und Planungen herum zu doktorn, bis man ein vermeintlich perfektes Produkt entwickelt hat. Das gibt es erstens sowieso nicht und zweitens wartet der Markt und vor allem der Wettbewerb nicht. Es entsteht sonst schnell die Gefahr, dass man am Kundenbedürfnis vorbei entwickelt. Das gilt für unsere Branche sicherlich in besonderem Maße.
Wo steht Ihr mit eurem Startup derzeit und was steht hauptsächlich auf der todo-Liste?
Wir sind jetzt seit ca. 6 Wochen online und arbeiten mit über 50 Partner-Restaurants in 10 Städten zusammen, täglich kommen neue hinzu. Aktuell arbeiten wir sehr intensiv daran, dass Nutzer-Feedback aufzugreifen, zu analysieren und in die weitere Produktentwicklung einfließen zu lassen. Man darf also gespannt bleiben! Dazu kommt natürlich die fortlaufende Restaurant-Akquise, Fortführung sämtlicher Marketing-Aktivitäten und die Entwicklung von Organisationsprozessen, Strukturen und Teamerweiterung.
Euer Kontakt zu Deniz und Lunchio:
E-Mail: caglayan@lunchio.de
Web: Lunchio.de