Man kann von Clubhouse ja halten, was man will – ich habe darüber jedenfalls schon einige tolle Menschen kennengelernt. Einer davon ist Niklas Schwichtenberg, Gründer des Duisburger Startups idea-ly.
Was mich an Niklas‘ Geschichte gleich fasziniert hat: Als gebürtiger Niedersachse hat er sich ganz bewusst das Ruhrgebiet als Ort ausgewählt, um sein Startup zu gründen – und das auch noch im crazy Corona-Jahr 2020.
Hier im Pott, dachte Niklas sich, hat er gleich viele potenzielle Kunden direkt vor der Haustür sitzen.
Zwei seiner ersten Kunden sind keine geringeren als duisport und der BVB, die er beide über das Netzwerk des Duisburger Startup-Accelerator startport kennenlernte.
Im Interview erzählt Niklas mehr zu seiner Idee, seinem wachsenden Team und was er als Unternehmer für die Welt, in der wir leben, bewegen möchte.
idea-ly macht es Mitarbeiter*innen leichter, ihre Ideen einzubringen
Hi Niklas, Du bist Gründer von idea-ly. Welche Geschäftsidee steckt hinter Deinem Startup und was macht es einzigartig?
Wir sind davon überzeugt, dass jeder Innovation, die wir derzeit sehen können, zunächst viele Ideen vorangehen mussten. Die bloße Existenz einer Idee reicht jedoch nicht aus.
Über Ideen muss geredet und nachgedacht werden, sie müssen vom Kopf des Menschen zum Unternehmen, der Stadt, der Organisation und der dort zuständigen Personen.
Auf diesem Weg sind wir mit idea-ly das Bindeglied.
Instrumente, die schon eingesetzt werden, wie Ideenbriefkästen oder Formulare, erreichen viel zu wenige Menschen.
Jeder kann sich mal die Frage stellen, wann er so etwas zuletzt ausgefüllt hat – bei uns im Team konnte sich nicht eine:r daran erinnern.
Unsere Idee ist es die alten Ideenbriefkästen, die noch in vielen deutschen Unternehmen unbeachtet hängen, zu digitalisieren.
Die Software, die wir dafür nutzen, zeichnet sich vor allem durch ihre einfache Bedienbarkeit aus. Andere Lösungen auf dem Markt sind viel zu kompliziert und vollgepackt.
Wir ermöglichen Ideenmanagement mit einer Software, die jeder gerne nutzt.
Was ist die Geschichte Eures Startups?
Im Rahmen meines vorherigen Startups habe ich mich bereits mit dem Thema Rückmeldungen und Feedback beschäftigt.
Als ich dann auf einer Reise in den USA war, habe ich überall Möglichkeiten entdeckt, ganz unkompliziert Ideen und Verbesserungsvorschläge einzureichen.
Das hat mich so begeistert, dass ich beschlossen habe, dass wir so etwas auch in Deutschland brauchen.
Außerdem wollte ich auch endlich selbst ein Tool haben, in dem ich all meine tollen und weniger tollen Ideen sammeln kann :D.
Was ist Euer Geschäftsmodell?
Unser Modell ist SaaS. Wir erheben eine Nutzungsgebühr, die abhängig von der Unternehmensgröße und der Anzahl der Mitarbeiter*innen ist.
Außerdem bieten wir gemeinnützigen Organisationen ein Sonderangebot mit einem großen Discount an, weil wir wollen, dass vor allem die Gesellschaft von neuen Ideen profitieren kann.
Unternehmen, die vielleicht selbst schon ein Ideenmanagement-Tool programmiert und im Einsatz haben, bieten wir unsere Beratung zur Implementierung und anhaltenden Kommunikation über die “idea-ly academy” an.
Es ist die eine Sache, eine coole Software zu haben – eine Software alleine macht jedoch noch keine Innovationskultur aus. Dafür sind viele weitere Schritte notwendig, bei denen wir durch unseren individuellen professionellen Hintergrund helfen können.
Erzähl etwas über Euch Gründer, welchen Background habt Ihr und wie habt Ihr Euch gefunden?
Zu Beginn habe ich die Idee alleine entwickelt und habe mir dann meine zwei Co-Founder dazugeholt.
Einen der Co-Founder kannte ich schon aus vorherigen Projekten.
Dann habe ich Jessica im Rahmen des startport Accelerators kennengelernt, an dem wir teilgenommen haben. Jessica ist dort für die Betreuung der Startups zuständig.
Wir haben uns so gut verstanden, dass aus der Betreuung irgendwann eine Zusammenarbeit wurde. Jetzt wird Jessica unsere Geschäftsführerin und hält einige Anteile. Sie ist unser Organisationstalent und setzt dieses bei idea-ly ein. Ich bin super glücklich darüber, dass sie mit an Bord ist.
Neben meiner Tätigkeit als Gründer bin ich außerdem bei der pco GmbH & Co. KG als Director Corporate Networking angestellt.
Mein Arbeitgeber akzeptiert meine Arbeit im Startup nicht nur, sondern fördert diese sogar aktiv.
Unser Team ist insgesamt sehr divers, was unsere Arbeit sehr positiv beeinflusst, da wir uns alle super ergänzen.
Angesichts all der Krisen und Veränderungen in der Welt, wie seht Ihr Eure Rolle als Unternehmer und was wollt Ihr bewegen?
Ideen sind die Zukunft. Besonders aktuell, in Zeiten von Krisen und Veränderungen, brauchen wir viele und gute Ideen.
Unternehmen, die in der Krise die Herausforderungen nicht nur auf den Schultern des Top-Managements, sondern mit ihrer Belegschaft geteilt und diese um Unterstützung gebeten haben, wurden mit Sicherheit in dieser Entscheidung bestätigt mit fantastischen Ergebnissen.
Wir sind zusammen stärker und Unternehmen, Städte und Organisationen, die mit ihrer gesamten Belegschaft und ihrer Community Herausforderungen angehen, die alle Ressourcen dafür nutzen, die werden mit Erfolg belohnt werden.
Wir sind so überzeugt davon, dass wir im letzten Jahr jede Minuten neben unseren Vollzeitjobs daran gearbeitet haben.
Wir wollen alle Menschen befähigen, Ideen für Themen wie Nachhaltigkeit, Umwelt oder Gesellschaft einzubringen. Wir wollen die Menschen zusammenbringen und motivieren, neue Wege zu gehen.
Denn jede tolle Sache beginnt mit einer guten Idee!
Was war für Euch die bisher größte Herausforderung und wie habt Ihr sie gemeistert?
Wir haben großes Glück gehabt, dass wir vom startport Accelerator aufgenommen wurden. Fast jede Herausforderung konnten wir gemeinsam mit dem Team dort meistern.
Unsere ersten Kunden kamen direkt aus dem startport Netzwerk – wobei wir natürlich auch mit unserem Produkt und unseren Persönlichkeiten überzeugen mussten.
Durch Corona wurde vieles unpersönlicher. Wir können uns nicht auf Veranstaltungen präsentieren oder vor Ort unseren Charme spielen lassen.
Auch die Kontaktaufnahme mit potenziellen Investoren ist für uns, wie für sehr viele andere Startups, etwas schwerer geworden. Das ist sehr schade und bremst uns leider auch ein bisschen.
Gleichzeitig haben wir ein erstes gutes Produkt, zahlende Kunden und ein motiviertes Team.
Beschweren möchten wir uns deshalb auf keinen Fall – es kommen auch wieder bessere Zeiten.
Wirf mal einen Blick in die Glaskugel: Wo seht Ihr Euch in fünf Jahren?
In fünf Jahren stehen wir hoffentlich in Bergen von Ideen!
Wir wollen auf jeden Fall noch im Unternehmen arbeiten und noch nicht komplett “raus” sein.
Wir würden gerne fortlaufend unser Team erweitern und noch mehr Ideen-Verrückte an Bord holen.
Und wir möchten natürlich mit einer ganzen Menge spannender Unternehmen zusammenarbeiten.
Ist das Ruhrgebiet ein guter Ort zum Gründen?
Das Ruhrgebiet ist der beste Ort zum Gründen! Ich bin Niedersachse und schwärme inzwischen für die Metropolregion Ruhr. Hier sitzen so viele spannende Unternehmen, alle vernetzen sich miteinander und die Menschen hier sind ehrlich und herzlich – besser geht es nicht!
Außerdem ist es auch geographisch für uns optimal, da man nicht nur eine Reihe von spannenden Städten direkt vor der Tür hat, sondern man auch sehr schnell woanders hinkommen kann.
Ich würde jedem raten, mal abseits der vermeintlichen “Hotspots” zu schauen – dort, wo wirklich die Kunden sitzen und dort, wo nicht der Lebenslauf mit Stationen bei den Big Four zählt, sondern einfach der Mensch im Mittelpunkt steht.
Zahlen, Daten, Fakten
Branche: Enterprise Software/SaaS
Kunden: (Große) mittelständische Unternehmen und Konzerne aus allen Branchen
Finanzierung: Im Moment noch komplett selbst finanziert.
Gründung: Im Juni 2020 in der super Startup-Stadt Duisburg
Mitarbeiterinnen: 3 Gründer und 6 weitere Mitarbeitende (Werksstudentinnen, Praktikant*innen)