Wie so viele Männer hatte auch Dennis Baltzer mit zunehmendem Haarausfall zu kämpfen. Sich für eine Glatze zu entscheiden und selbstbewusst dazu zu stehen, dafür hat der mymuesli-Vertriebschef allerdings einige Jahre und viele erfolglose Experimente mit diversen Haarwuchsmitteln gebraucht.
Doch so befreiend die endgültige Entscheidung für ihn auch war, stand er gleich vor der nächsten Herausforderung:
Eine Glatze ist nicht nur pflegeintensiver als sie aussieht. Auf der Suche nach entsprechenden Pflegeprodukten wurde Dennis einfach nicht fündig.
Also beschlossen er und sein Sandkastenkumpel Roberto Bianco, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und ein eigenes Produkt zu entwickeln.
Unter dem Label BETTER BE BOLD haben die beiden Gründer gerade ganz frisch eine Pflegecreme speziell für Glatzen auf den Markt gebracht.
Im Interview zum Ruhrgründer der Woche spricht Dennis
- über die ganz speziellen Tücken einer Glatze
- die ersten Schritte bei der Produktentwicklung
- Herausforderungen bei der Markenbildung
- ihrer Vertriebsstrategie von Better be Bold
- warum er und sein Mitgründer Roberto ein gutes Team abgeben
- wie ihm seine Vertriebs-Erfahrungen bei mymuesli für sein eigenes Business helfen
Better be bold: Auch Glatzen brauchen Pflege
Hallo Dennis! Better be bold – welche Idee steckt dahinter?
Da es aktuell ja sehr im Trend ist, mit seiner Mission bzw. seinem Purpose zu punkten, so tu ich es an der Stelle auch mal 🙂 Spaß beiseite, aber ich glaube er beschreibt es wirklich gut:
Wir schaffen mehr als hochwertige Männer-Pflegeprodukte.
Wir stehen für Selbstbestimmtheit und Zusammengehörigkeit, damit jeder so sein kann, wie er sein möchte.
Bold steht für mutig und das sind wir – wir selbst aber auch unsere Kunden.
Bei allem, was wir tun ist uns wichtig, nicht die Augen zu verschließen, auch wenn ein Thema mal kritisch ist – zum Beispiel Haarausfall bei Männern.
Wir bringen nur Produkte auf den Markt, die am Ende auch einen echten Mehrwert bieten und eben nicht die 388te Bartcreme.
Du hast es ja schon angedeutet, dass Ihr Euch aktuell auf das Thema „Haarausfall bei Männern“ spezialisiert habt und als erstes Produkt gerade eine Glatzen-Creme auf den Markt gebracht habt. Wie ist die Idee entstanden und was macht Euer Produkt einzigartig?
Eigentlich hat alles damit begonnen, dass mein Mitgründer Roberto und ich gemeinsam 2016 auf Bali waren und dies der Ort war, an dem ich das erste Mal gemerkt habe, dass der erblich bedingte Haarausfall langsam zuschlägt, ergo meine Haare wurden weniger und dünner.
Zwischen der Gründung und BETTER BE BOLD lagen dann ca. 4 Jahre, in denen ich zahlreiche Experimente mit irgendwelchen Haarwuchsmitteln gemacht habe – erfolglos wie man heute sieht.
Letztes Jahr habe ich mich dann endlich dazu entschieden, mir eine Glatze zu rasieren, dazu zu stehen und sie mit Selbstbewusstsein zu tragen.
Wenn man dann erstmal eine Glatze hat, merkt man: Ui, Glatze tragen hat auch so seine Tücken! Die Kopfhaut ist permanenten Widrigkeiten wie Sonne und Kälte ausgesetzt, hat durch ihre besondere Eigenschaft daher auch spezielle Pflegebedürfnisse.
Und zu guter Letzt: Ist euch mal aufgefallen, dass alle Glatzen glänzen?
Ja, genau! Das liegt an der Talgproduktion der Kopfhaut und keiner findet das cool.
Fazit: Roberto und ich haben uns entschieden, die perfekte Glatzencreme zu entwickeln, die all diese Probleme löst: Natürliche Pflege, Beruhigen der Haut und dem Glänzen der Kopfhaut entgegenzuwirken.
In dem Zuge haben wir zum Beispiel auch den BETTER BE BOLD-Mattierungskomplex entwickelt: eine spezielle, natürliche Mattierungsformel aus Kürbiskernextrakt, die einen wirklich coolen Matt-Look bringt.
Was uns sonst noch einzigartig macht: Ich glaube, wir treffen mit unserer Brand einen guten Zeitgeist: Wir sind Premium, unsere Produkte sind natürlich & nachhaltig und als Marke sind wir gleichzeitig humorvoll und können über uns selbst lachen.
Aber das Wichtigste: Wir haben immer den Anspruch an uns, dass wir wirklich innovativ sein wollen, jedes unserer Produkte muss einen klaren Mehrwert haben, sonst machen wir’s nicht.
Glatzenpflege? Macht keiner, wir tun es!
Erzähl etwas über Euch Gründer. Was ist Euer Background und wie habt Ihr Euch gefunden?
Roberto und ich sind beste Freunde und das schon seit unserer Kindheit.
Roberto ist als Wirtschaftsinformatiker seit über zwölf Jahren als IT-Projektleiter und Softwareentwickler bei namhaften Unternehmen tätig.
Bei Brandt Zwieback, Thalia Bücher und Vonovia konnte er in der Lebensmittelindustrie, in der Einzelhandelsbranche und der Immobilienwirtschaft wertvolle Erfahrungen sammeln. Er kennt sich wunderbar mit verschiedensten Technologien in der digitalen Welt aus und konnte wichtige IT-Projekte in den Unternehmen vorantreiben.
Ich bin eigentlich ein klassischer BWLer, der früh gemerkt hat, dass er irgendwie ganz gut reden kann, also habe ich versucht da irgendwie was draus zu machen:
Meine wohl wichtigste berufliche Station war bei mymuesli: Dort bin ich 2013 eingestiegen und habe dort verschiedene Vertriebs- und Managementfunktionen durchlaufen: Ich war dort zunächst im Außendienst, habe lange Zeit die Verhandlungen im Key Account Management geführt.
Später habe ich dann unseren Außendienst aufgebaut und national geleitet und zuletzt unsere eigenen 60 Stores in DACH verantwortet und war Teil der Geschäftsführung.
Ich glaube, warum Roberto und ich als Gründerteam gut funktionieren ist, dass wir uns hundertprozentig vertrauen, bei vielen Dingen gleich ticken und in eine Richtung blicken.
Dennoch haben wir genau an den richtigen Stellen unterschiedliche Fähigkeiten, Stärken und Interessensgebiete, woraus sich eine starke Kombination ergibt.
Wie seid Ihr an die Entwicklung Eures Produktes herangegangen und was waren dabei wichtige Fragestellungen?
Der Berg an Fragestellungen war echt riesig: Aber einer unserer ersten Ansätze war, erstmal zu prüfen, ob so ein Produkt überhaupt möglich ist.
Anfangs gingen wir tatsächlich davon aus, dass wir die Creme ja zuhause irgendwie selbst mischen können, und wenn wir dann größer sind, professionalisieren wir das Ganze.
Antwort: Pustekuchen, das ist in Deutschland so einfach nicht möglich und das ist vermutlich auch besser so.
Also haben wir begonnen, uns mit verschiedenen Lohnherstellern auszutauschen. Als klar war, dass es möglich ist, unseren Wunsch zu verwirklichen, kam recht schnell die Frage nach der Brand.
Was waren denn auf Eurem Weg bisher die größten Herausforderungen und wie seid Ihr damit umgegangen?
Eine große Herausforderung war die Definition und Aufbau der Marke. Wie schaffen wir es, nicht die nächste Marke für (Männer-)Pflegeprodukte zu sein, die total generisch und uneigenständig wirkt?
Wir wollten, dass sich unsere Kunden mit unserer Marke identifizieren und sowohl unsere Produkte als auch das Lebensgefühl, das wir transportieren, mit in ihren Lifestyle übernehmen.
Wie stellt man das an?
Die Wahl des Markennamens und die Herausarbeitung der Message, die wir transportieren, war dabei eine der Herausforderungen. Sowohl inhaltlich als auch optisch möchten wir so viele Menschen wie möglich erreichen. Und natürlich sollte das ganze auch international skalierbar sein.
Eine weitere große Herausforderung betraf die Produktion der Creme. Da standen wir vor unglaublich vielen Fragen.
Wie und wo produzieren wir unser Produkt überhaupt? Wie funktioniert das? Was müssen wir alles selbst über Kosmetik- und Pflegeprodukte wissen? Wie läuft das mit dem Claiming? Was kosten die Produkte in der Herstellung?
Wir benutzen zwar selbst gerne Pflegeprodukte als Kunden, aber das ganze von der anderen Tischseite aus zu sehen und in diese Thematik reinzukommen war eine große Herausforderung.
Was außerdem ziemlich herausfordernd war, dass wir zwei Gründer das ganze Unternehmen innerhalb von sechs Monaten nebenberuflich aufgebaut haben. Das ist schon eine Menge Arbeit, so etwas neben seinem Hauptjob aufzuziehen.
Mit Deinem mymuesli-Background bringst Du ja wichtige Erfahrungen im Bereich Einzelhandel mit. Aber das Beauty-Segment ist sicherlich auch nochmal speziell. Wie genau wollt Ihr Euer Produkt vertreiben und wie geht Ihr dabei vor?
Ja, das stimmt. Wir waren mit mymuesli aber auch in allen großen Drogerieketten vertreten, daher bin ich da durchaus ein bisschen im Thema.
Aber grundsätzlich kann man schon sagen: Wenn man den Einzelhandel mit seinen Wünschen, Erwartungen und Mechanismen versteht, ist es am Ende des Tages gar nicht mehr so wichtig, welches Logo am Ende über der Handelskette steht. Und so ein bisschen Talent fürs Verhandeln sollte man bestenfalls noch mitbringen, sonst wird man da schnell eine Menge Geld los 🙂
Wir fahren mit BETTER BE BOLD eine Multichannel-Strategie, d.h. eigener Onlineshop, Marktplätze, Fachhandel wie Barber-Shops & Friseure, Drogerien aber auch Beauty mit z.B. Douglas.
Es gibt in dem Bereich aber auch viele Hidden Channels wie z.B. Herrenboutiquen, die man auf den ersten Blick nicht gleich sieht.
Weber Grill hat z.B. sehr erfolgreich mit ihren Listungen in Gartencentern gezeigt, dass eine solche Strategie aufgehen kann, also da hin zu gehen, wo deine Zielgruppe ist, auch wenn es zunächst unorthodox wirkt.
Wo steht Ihr jetzt gerade und was sind Eure nächsten wichtigen Schritte?
Als aktuellen Meilenstein haben wir gerade den Launch unseres Onlineshops erreicht.
Außerdem stehen wir gerade mit ein paar großen Handelsketten in den finalen Zügen zur Vertragsunterzeichnung, führen in diesem Quartal noch unser ERP-System sein und planen gerade unsere ersten SEA Kampagnen – mega spannende Zeit.
Unser nächster großer Schritt wird unser zweites Produkt sein, welches wir voraussichtlich noch in 2021 launchen werden. Wir haben DIE Gesichtscreme (BEST FACE SCENARIO) für
Männer entwickelt, eine wirklich tolle Creme und das Packaging wird mega.
Wie fühlt sich für Dich jetzt der Schritt ins Unternehmertum an? Was wünschst Du Dir und was willst Du bewegen?
Vor dem finalen Launch sind es immer gemischte Gefühle: Zum einen eine riesige Vorfreude auf das, was kommt und natürlich hat man auch kurze Momente der Sorge, dass niemand es kaufen könnte.
Aber wir sind happy und extrem stolz auf das, was wir geschaffen haben und wir glauben daran, dass es ein Erfolg wird.
Roberto und ich sind beide sehr Purpose-getriebene Gründer: Klar, wir wollen alle irgendwie Geld verdienen, aber uns ist es unfassbar wichtig, etwas Gutes zu tun.
Wir wollen die Haltung von Männern zum Thema Pflege positiv verändern, wollen mit anderen Glatzenträgern eine Community schaffen und wir wollen mehr Männern dazu verhelfen, ihre Sorgen des Haarausfalls abzulegen und in den Club zu kommen: better be bold 🙂
ZAHLEN DATEN FAKTEN
- Branche: Kosmetik/Pflegeprodukte
- Kunden: Männer zwischen 17-60 Jahren
- Finanzierung: Primär selbstfinanziert. Philip Müller ist bei uns als Business Angel im Gesellschafterkreis.
- Gründung: Januar 2021 in Iserlohn
- Mitarbeiter*innen: 5