Einfach nebenher starten – und dann groß rauskommen
Von Carmen Radeck
Mach dein Leben außergewöhnlich! Das ist mal eine Ansage. Wer macht sie? Dennis Betzholz und Felix Plötz, die beiden Autoren des Buches „Palmen in Castrop-Rauxel“.
Um es gleich vorwegzunehmen: Das Buch ist ein absolutes MUSS für Gründer, oder all diejenigen, die übers Gründen nachdenken, aber besonders für alle Luftschlossbauer, also für die, die so gern handeln würden, wenn sie denn den Mut aufbrächten und nicht erst auf den perfekten Augenblick warten, ihren Traum zu verwirklichen.
Luftschlösser real machen
Felix und Dennis kennen sich aus mit Luftschlössern. Sie haben selbst welche gebaut. Dennis (29) wollte ein Buch schreiben, bevor er 30 Jahre alt wird. Hat er mit den “Palmen in Castrop-Rauxel” gerade noch so geschafft. Zwar nicht das Jugendbuch, das er eigentlich geplant hatte, aber ein Buch! Und Felix (30), der raus wollte aus dem Hamsterrad seines Jobs, der nebenher ein Startup gründete und jetzt Unternehmer ist und Buchautor.
Ums Nebenherstarten geht’s in diesem Buch. Damit passt es wunderbar zur vorigen RuhrGründer-Story über Jenni, die neben ihrem Job ihr eigenes Sportswear-Label gegründet hat. Wie schaffst auch du es, nebenbei deinen Traum zu verwirklichen, ohne dein bisheriges Leben komplett umkrempeln zu müssen?
Das umsetzen, wofür man brennt
Wie zwölf ganz normale, aber völlig verschiedene Menschen ihren Traum verwirklichen, davon erzählen die Geschichten in diesem Buch, das deshalb keine klassische Ratgeber-Lektüre ist. Obwohl man beim Lesen extrem viel lernt – nicht nur übers Gründen, auch darüber, seine Komfortzone zu verlassen, wie hart und schmerzhaft es sein kann, seinen Traum, seine Leidenschaft, seine Idee zu verwirklichen, wie das Scheitern einfach mit dazugehört, aber eben auch das Weitermachen, das Aus-Fehlern-lernen, das Erfolge-Feiern und wie gut es sich anfühlt, das umgesetzt zu haben, wofür man brennt.
Vom kleinen Ebay-Account zum Onlineshop mit Millionenumsatz
Wie Thomas aus Castrop-Rauxel, wahrer Held der Titelgeschichte, der schon seit seiner Kindheit Pflanzen liebt und irgendwann anfing auf Ebay Pflanzensamen zu verkaufen. Heute braucht er Ebay nicht mehr. In seinem eigenen Onlinshop verkauft er Palmen und macht Umsätze in Millionenhöhe.
Oder Nico, Rettungssanitäter aus Berufung, der nebenbei als DJ anfängt – erst in seinen eigenen vier Wänden, dann im Web auf Youtube und Soundcloud, heute in Clubs in Europas Metropolen.
Oder meine Lieblingsgeschichte über Eva und ihren Traum vom eigenen Modelabel, den sie verwirklicht, von der Pike auf lernt, kämpft, Rückschläge hinnimmt, weitermacht, teilweise bis an den Rand ihrer Kräfte geht. Auch davon erzählen Dennis und Felix. Gerade diese Vielschichtigkeit, die Erfolge, die kleinen und großen Rückschläge, das Schonungslose und Echte machen dieses Buch so lesenswert.
Mit Crowdfunding den Traum vom eigenen Buch verwirklicht
Auch weil die beiden Autoren in gewisser Weise aus eigener Erfahrung schreiben – obwohl Dennis selbst kein Unternehmer ist, sondern Journalist – und das nicht mal freiberuflich ;-). Dass das Buch so erscheinen konnte, wie man es seit einigen Wochen kaufen kann, dafür mussten die beiden Autoren einiges an Einsatz leisten – zusätzlich zu den zwölf Interviews in ganz Deutschland und dem Schreiben. Einen Verlag hatten sie nämlich nicht im Rücken.
“Dass wir das Buch über Crowdfunding finanzieren wollten, gehörte von Anfang an mit zum Konzept”, sagt Dennis. Damit wollten sie für ihre Leser als gutes Beispiel vorangehen und einen Weg finden, ihr Projekt so durchzuziehen, wie sie es sich vorgestellt haben. “Wir wollten niemanden um Erlaubnis fragen müssen, wie unsere Geschichten aussehen sollten.“
“Crowdfunding ist harte Arbeit”
Doch Crowdfunding ist harte Arbeit, sagt Dennis: Konzept schreiben, ein Video produzieren, das sowohl emotional ist als auch das Projekt für jeden (potenziellen Geldgeber) verständlich erklärt. Und dann ist die Seite da und keiner weiß davon. “Da muss man knallhartes Marketing betreiben”. Ohne zu wissen, ob sich die ganze Mühe am Ende gelohnt hat.
Denn wird der angestrebte Betrag nicht erreicht, ist das Projekt geplatzt. 10 000 Euro hatten Dennis und Felix kalkuliert. Sie wollten kein e-book, sondern ein gedrucktes, mit schön gestaltetem Cover, Erstauflagenzahl 2000 Stück. Zwei Monate Zeit hatten sie, den Betrag per Crowdfunding auf der Plattform Startnext aufzutreiben.
Wie es sich anfühlt, wenn kurz vor Fristende noch 3.500 von 10.000 Euro fehlen
Eine Aufgabe, die fast nicht geglückt wäre, denn ein paar Tage vor Ablauf der Frist fehlten den beiden noch 3500 Euro. “Und wir hatten absolut keine Idee mehr, was wir noch tun könnten”, sagt Dennis. Keine Marketingpfeile mehr im Köcher und das dumpfe Gefühl des bevorstehenden Scheiterns.
Dass es am Ende doch geklappt hat, ist noch mal eine ganz andere, schon fast Hollywood-mäßige Geschichte. Sie hat mit sehr viel Glück zu tun, allerdings nicht mit dem Lottogewinn-Glück sondern dem Glück, “was passiert, wenn Vorbereitung auf Gelegenheit trifft”, wie irgendein alter, weiser Römer im Buch so treffend zitiert wird.
Diese Geschichte könnt ihr dann selbst im Buch nachlesen.