Lea-Maria Zimmermann von Bauduu.de über LEGO-Steine, Kaufmannsdevisen und Daily Meetings in der Küche [TSB #007]

Mein Gast in Podcast-Episode #007 von The Story behind ist Lea-Maria Zimmermann.

Lea hat Ende 2013 zusammen mit ihrem Mann Patrick den Online-LEGO-Verleih Bauduu.de gegründet.

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Die Idee dazu entstand aus einem eigenen Bedürfnis heraus. Denn Lea war es leid, für ihren Sohn Tizian viel Geld für teure Legosets auszugeben, die nach ein- oder zweimal Aufbauen in der Spielzeugkiste landeten und vergessen wurden.

Als sie und Patrick auf der Suche nach einem Lego-Verleih nicht fündig wurden, gründeten sie einfach selbst einen.

Bauduu.de: Mit schlanken Prozessen zum profitablen Business

Durch kontinuierliche Optimierung ihrer Prozesse hat das Unternehmerehepaar aus Bauduu.de ein profitables Business mit 25 Mitarbeitern entwickelt. 

Doch das war nicht immer so: Nach einem schlanken Start orientierten sich Lea und Patrick an Berlin mit seinem Startup-Hype und Millionen-Investments und waren auf dem besten Weg, ihr junges Unternehmen an die Wand zu fahren.

Doch nicht zuletzt dank einiger prägender Ratschläge von Skater-Legende und Erfolgsunternehmer Titus Dittmann kamen die beiden mit ihrem Startup wieder auf Kurs.

Aber der Reihe nach.

Der Start von Bauduu.de: Lean und ein bisschen Fake

Als Lea und Patrick die Idee zu Bauduu.de hatten, waren sie bereits mit einer Internetagentur selbstständig. Mit diesem Background wurden die Grundvoraussetzungen für einen ersten Prototypen schnell geschaffen: Während Programmierer Patrick eine Website mit Online-Shop mit dem ersten Angebot baute, gingen Lea und Sohn in den Spielwarenladen und kauften einen Einkaufswagen voll LEGO-Sets. 

Weitere Sets stellte Patricks LEGO-begeisterter Vater zur Verfügung. Aus den LEGO-Steinen ihrer Schwester legte Lea ein Sortiment aus Ersatzsteinen an, aufbewahrt in Marmeladengläsern. Und weil das Weihnachtsgeschäft vor der Tür stand, kamen auch Gutscheine mit ins Angebot. Mit knapp 20 Sets ging Bauduu.de im November 2013 schließlich online.

Zwei Wochen lang passierte erst einmal nichts – bis zum 28. November. Lea und Patrick feierten gerade ihren Hochzeitstag im Restaurant, als die erste Bestellung einging: ein Gutschein für ein Premium-Paket für drei Monate für 99 Euro.

Die erste Bestellung (Foto: Carmen Radeck)

Mit Pressearbeit zum großen Durchbruch

Kurze Zeit später brachten die beiden dann auch das erste Verleih-Set zur Post: den „Star Wars Sith Fury-Class Interceptor“. Das Modell hat inzwischen einen Ehrenplatz auf Patricks Schreibtisch. Die ersten drei Monate plätscherten vor sich hin. Marketing betrieben Lea und Patrick kaum. 

Sie teilten lediglich ihre Facebook-Seite an ihre Freunde und schalteten ein paar Google Ads. „Das haben wir schnell wieder gelassen“, sagt Lea, die für das Finanzielle in der Firma zuständig ist. „Viel zu teuer.“

Patricks Steckenpferd, die Suchmaschinenoptimierung, war schwierig, weil Suchanfragen nach „LEGO-Verleih“ nicht existierten. „Das Problem mit Werbung ist außerdem, dass man darüber nicht unbedingt Vertrauen schafft. Das erreicht man besser über die Medien“, sagt Patrick.

Also schickten die beiden im Februar 2014 eine Pressemitteilung an die Castroper Ausgabe der Ruhrnachrichten. Die hatten sofort Interesse und standen einen Tag später vor der Tür. 

Als der Artikel auch online veröffentlicht wurde, rief Sat. 1 an. Es folgten WDR, RTL und die BILD. Der große Durchbruch kam, als Lea und Patrick Mitte 2015 an der ZDF-Show „Kampf der Startups“ teilnahmen.

Von Titus Dittmann auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt

Zu der Zeit hatte Bauduu.de bereits über 20 Mitarbeiter. „Wir haben uns damals an Berlin orientiert: Höher, größer, schneller, weiter und dementsprechend auch Personal eingestellt.

Die Personalkosten passten überhaupt nicht zu den Einnahmen“, erzählt Patrick. Titus rechnete vor, was ihnen längst bewusst war: Ihr macht jeden Monat 10.000 Euro Miese – in fünf, sechs Monaten seid Ihr pleite.

Bereits vor der Sendung hatten die beiden damit angefangen, Personal abzubauen. Titus Dittmanns schonungsloses Statement war für das Unternehmerpaar noch mal eine Bestätigung, dass sie umstrukturieren müssen.

„Wir haben den klassischen Startup-Fehler begangen“, gibt Lea zu. „Immer mehr Mitarbeiter einstellen, bis auf einmal das Geld alle ist und man sich fragt: Brauche ich wirklich ein so großes Team?“ 

Zwei Ratschläge gab ihnen Titus Dittmann mit auf den Weg, die sich die beiden immer noch zu Herzen nehmen: 

  1. Gib nur das aus, was du verdienst. 
  2. Problem erkannt, Problem gebannt. 

„Nach Titus Dittmann sind wir zur Basis zurückgekehrt“, sagt Lea. Bauduu.de mache heute wesentlich mehr Umsatz als damals bei drastisch reduzierten Personalkosten. Mitarbeiter stellen die beiden nur noch ein, wenn sie die Arbeitsprozesse anders nicht optimieren können.

„Wenn wir merken, dass wir mit unseren Mitarbeitern an ein Limit kommen, gehen wir hin und analysieren ganz genau, wofür der Mitarbeiter wie viel Zeit benötigt, um dann etwas zu schaffen, meistens programmiertechnisch, das den Mitarbeiter entlastet“, erklärt Lea das Vorgehen. 

Daily Meeting am Frühstückstisch

Auf die Frage, ob sie sich regelmäßig zu Strategiemeetings zusammensetzen, sagt Lea: „Ja, jeden Morgen in der Küche.“ Direkt nach dem ersten Kaffee und der Morgenlektüre (BILD, Gründerszene, t3n) geht’s an die tägliche Analyse – ohne Whiteboard, dafür mit Schmierzetteln. Darauf notiert Lea akribisch alle Zahlen und Verkäufe vom Vortag, nicht nur die eigenen, sondern auch die der Mitbewerber. 

Dann überlegen die beiden, welches Problem gerade drängt und wie sie es lösen können. Haben sie eine Lösung gefunden, wird sie in der Regel sofort umgesetzt. Diese Strategie funktioniert vor allem dann gut und schnell, wenn Patrick die Lösung programmieren kann.

Ein paar Beispiele: Zu Anfang wurde im Lager von Bauduu.de mit Laufzetteln gearbeitet. „Das klassische Paper-Problem“, sagt Lea. „Das nahm nicht nur viel Zeit in Anspruch, es war auch eine ständige Fehlerquelle.“ 

(Foto: Carmen Radeck)

Mittlerweile haben QR-Codes die Zettel ersetzt, die mit dem iPad gescannt werden. Was früher zehn Minuten dauerte, erledigt man heute in zwei Minuten. 

Eine weitere Automatisierung war die zunächst händische Abgleichung der Beträge bei PayPal mit den entsprechenden Rechnungen. Vor zwei Jahren nahm der Prozess maximal eine halbe Stunde im Monat in Anspruch und läpperte sich mit steigenden Bestellungen schließlich auf zwei bis drei Manntage. „Heute läuft es dank Patricks Programmierung komplett automatisch.“

Das Geschäftsmodell neu überdenken: Zum Verleih kommt der Einzelsteinverkauf

Neben einer ganzen Reihe kleinerer Änderungen, gab es auch eine große strategische Änderung, nämlich die des Geschäftsmodells. 

„Wenn wir uns nur auf den Verleih beschränken würden, hätten wir ständig Liquiditätsprobleme“, sagt Lea. „Verleih-Kunden verursachen Kosten: Kontrollprozesskosten und Versandkosten“, erklärt Patrick.

Das größte Problem: 30 Prozent der Kunden bezahlen mit zwei Monaten Verspätung die Rechnung – ein prinzipielles Problem beim Geschäft mit Privatkunden. Wie gleicht man die fehlende Liquidität aus?

Eine Frage für die morgendliche Analyse: Wie könnte man zusätzlich Geld akquirieren? Damit begann für Bauduu.de neben dem Verleih der Verkauf von LEGO. Erst verkauften sie bei eBay Kiloware, dann kauften sie komplette Sets an und verkauften sie wieder. Doch die oftmals sehr hochpreisigen Sets verkaufen sich eher schleppend. 

„Seit April 2017 gehen wir ganz intensiv in den Einzelsteinverkauf“, sagt Patrick. Ihre Erfahrung: Einzelsteine kaufen die Kunden immer. „Es gibt Sammler weltweit, die ihre eigenen Modelle bauen. Du kriegst jeden einzelnen Stein verkauft“, sagt Patrick, „das ist unglaublich“.

(Foto: Carmen Radeck)

Auch bei den Einzelsteinen probierten die beiden viel aus, sowohl was den Verkauf angeht, als auch die Lagerung der Steine. „Wir haben ein Jahr gebraucht, um herauszufinden, wie es vernünftig funktioniert“, sagt Lea.

Der Verkauf der gebrauchten Einzelsteine läuft nicht über ihren Shop, sondern über die beiden weltweit führenden Online-Plattformen. Inzwischen macht dieser Geschäftszweig die Hälfte ihres gesamten Umsatzes aus.

Gerade sind sie dabei, ihren nächsten Geschäftszweig aufzubauen: Den Verkauf von Neu-Steinen. Das wird aber nicht der letzte Entwicklungsschritt sein. „Beim Lego-Business stehen wir noch ganz am Anfang“, meint Lea.

Shownotes zu The Story behind #007 mit Lea-Maria Zimmermann von Bauduu.de

(Foto: GRVBE/Wirtschaftsförderung Bochum)

Über diese Themen spreche ich mit Lea im Podcast Interview:

  • Wie der Lockdown sich auf ihren LEGO-Verleih ausgewirkt hat
  • Was Corona von anderen Krisen unterscheidet
  • Wie Lea von ihrem Beruf als Bankkauffrau zum Unternehmertum kam
  • Wie die Idee zu Bauduu entstand und wie sie nur mit einer Website und keinem einzigen Lego-Set gestartet sind
  • Wie sie mit dem Saisongeschäft umgehen
  • Wie sie von ihrem Mitbewerber „Spielzeugkiste“ profitierten
  • Was Lea und Patrick von Titus Dittmann bei der TV-Show „Kampf der Startups“ gelernt haben
  • Wie sie mit Hockey-Stick-Mindset und Startup-Hype ihr Unternehmen fast vor die Wand gefahren hätten
  • Wie Lea und Patrick an die strategische Planung ihrer Business-Entwicklung herangehen
  • Wie die Produktivität der Mitarbeiter um 40 Prozent gesteigert haben
  • Wie die Idee entstand, Einzelsteine als weiteren Geschäftszweig aufzubauen
  • Wie ihre täglichen Meetings am Küchentisch aussehen
  • Wie es ist als Ehepaar ein Unternehmen zu führen
  • Wie Lea sich als Unternehmerin in den vergangenen Jahren verändert hat

Vielen Dank an die Wirtschaftsförderung Bochum für das Titelbild 🙂

Geschrieben von
carmen
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